Zinsen 2025: EZB senkt, FED signalisiert – Bauzinsen bleiben für Privatkunden vorerst stabil

14.08.2025

EZB hat gesenkt, FED blinkt – was heißt das für Bauzinsen? Aktueller Überblick, einfache Erklärungen & Prognose: vorerst keine Entspannung.

Das Wichtigste in 20 Sekunden

  • EZB: Am 5. Juni 2025 hat die Europäische Zentralbank die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte gesenkt; seit dem 24. Juli 2025 hält sie sie konstant (Einlagenzins 2,00 %). European Central Bank+1

  • FED: Für September 2025 rechnen Märkte fast sicher mit dem ersten US-Zinsschnitt; sogar ein halber Prozentpunkt steht im Raum. ReutersThe Guardian

  • Inflation: Die Eurozone liegt im Juli 2025 bei 2,0 %, Deutschland ebenfalls um 2,0 % – also ziemlich nah am Ziel. European CommissionStatistisches Bundesamt

  • Kapitalmarkt: Die Zinsen für 10-jährige Bundesanleihen pendeln aktuell um ~2,7 % – das spricht eher für stabile Bauzinsen als für schnelle Rückgänge. Investing.com

  • Bauzinsen (10 Jahre fest):

    • Bis 80 % Finanzierung: häufig ~3,6–4,1 %. InterhypFinanztip

    • 90 % Finanzierung: in der Praxis etwas höher als 80 %. (Marktspanne abgeleitet aus obigen Indikationen.) Baufi24

    • 100 % Finanzierung: typisch +0,3 bis +0,5 Prozentpunkte gegenüber 80 %. Finanztip

Ergebnis:
Die Bauzinsen werden in nächster Zeit nicht sinken für den Privatverbraucher in Deutschland.

Was gerade passiert – die harten Fakten in einfacher Sprache

Europa: Die EZB hat schon gelockert, jetzt wartet sie ab

Die EZB hat am 5. Juni 2025 die Zinsen um 0,25 % gesenkt. Seitdem liegt der Einlagenzins bei 2,00 %. Auf ihrer Sitzung vom 24. Juli 2025 ließ sie alles unverändert und betonte, dass weitere Schritte von den Daten abhängen. Kurz: Nach der Senkung folgte erst einmal eine Pause. European Central Bank+1

Parallel dazu hat sich die Inflation beruhigt: Die Eurozone meldet 2,0 % (Juli-Schnellschätzung). In Deutschland bestätigt Destatis für Juli ebenfalls 2,0 %. Das ist genau der Bereich, in dem die EZB keinen Druck verspürt, sofort weiter zu senken. European CommissionStatistisches Bundesamt

USA: Die FED sendet erste klare Signale

In den USA zucken die Märkte förmlich: Nach moderaten Inflationsdaten und schwächeren Arbeitsmarktzahlen gilt ein Zinsschnitt im September als nahezu sicher – diskutiert wird 25 Basispunkte, manche sprechen sogar von 50. Der US-Finanzminister Scott Bessent hat öffentlich für einen größeren Schritt geworben; Terminmärkte (FedWatch) spiegeln die hohe Erwartung. ReutersThe Guardian

Was bedeutet das fürs Zinsumfeld?

Viele Anleger rechnen in Europa mit länger relativ hohen Zinsen (also eher „zäh nach unten“). Und der wichtigste Wegweiser für deutsche Baukredite – die 10-jährige Bundesanleihe – verharrt um ~2,7 %. Solange sich hier kein klarer Abwärtstrend zeigt, ist bei Hypotheken kaum Luft nach unten. ReutersInvesting.com

Warum Bauzinsen nicht automatisch fallen, wenn die Notenbank senkt

Es klingt widersprüchlich, ist aber normal:

  1. Bauzinsen orientieren sich an langen Marktzinsen.
    Nicht der kurzfristige Leitzins ist entscheidend, sondern die langen Zinsen am Kapitalmarkt (z. B. zehnjährige Staatsanleihen) und die Kosten, zu denen sich Banken langfristig Geld besorgen. Wenn diese Langfrist-Zinsen nicht fallen, fallen Bauzinsen auch nicht. Aktuell tun sie das nicht deutlich. Investing.com

  2. Banken geben Veränderungen zeitverzögert weiter.
    In Deutschland haben viele Menschen langfristig feste Zinsen. Läuft so ein Vertrag aus, muss neu gebunden werden – oft zu höheren Zinsen als früher. Dadurch klettern Durchschnittswerte teils trotz Leitzinssenkungen. Anders gesagt: Selbst wenn Notenbanken lockern, braucht es Zeit, bis das bei Neu- und Anschlussfinanzierungen breit ankommt.

  3. Die USA sind nicht Deutschland.
    Wenn die FED schneidet, kann das die Stimmung weltweit heben. Aber die deutschen Bauzinsen hängen stärker an europäischen Faktoren. Ohne Rückgang bei Bund-Renditen und den Refinanzierungskosten der Banken tut sich bei uns wenig. Investing.com



Wo stehen die Bauzinsen wirklich?

80 % Finanzierung – viel Eigenkapital

Broker und Ratgeber melden für 10 Jahre Zinsbindung typische Werte ab ~3,6 % und aufwärts. Der Tenor: Seitwärts mit leichten Zuckungen – nach oben oder unten, aber ohne Trend. InterhypFinanztip

90 % Finanzierung – wenig Puffer

Wer nur 10 % Eigenkapital mitbringt, zahlt etwas mehr. In der Praxis liegen Angebote spürbar über den Bestwerten für 80 %. Als grobe Orientierung (je nach Bonität/Objekt): ~3,7–4,3 %. Das passt zu den Durchschnittsangaben verschiedener Vergleichsseiten. Baufi24

100 % Finanzierung – gesamten Kaufpreis leihen

Hier steigt der Aufschlag deutlich: Ratgeber wie Finanztip weisen darauf hin, dass gegenüber 80 % typischerweise +0,3 bis +0,5 Prozentpunkte fällig werden. Beispiel: Wenn 80 % bei 3,7 % liegen, sind um die 4,0–4,2 % für 100 % plausibel – und je nach Fall auch darüber. Wichtig: Je knapper das Eigenkapital, desto sensibler reagieren Banken auf Risikofaktoren (Objektlage, Einkommen, Haushaltsrechnung). Finanztip

Merksatz: Die schönsten Schaufenster-Zinsen gelten meist nur für solide Eigenkapital-Quoten (ca. 20 % oder mehr). Wer 100 % finanzieren will, zahlt deutlich drauf – und bekommt nicht jede Bank an Bord. Finanztip

Auch Wichtig: 100 %-Finanzierungen sind bei vielen Banken nicht mehr gern gesehen. Sie gelten als risikoreicher, sind seltener zu bekommen und werden oft nur mit strengen Bedingungen (z. B. höherer Tilgung, sehr guter Bonität, zusätzlichen Sicherheiten) und spürbaren Zinsaufschlägen angeboten.


Der Blick auf die Zinslandkarte: Was beeinflusst die nächsten Monate?

1) Inflation – Zielbereich erreicht, aber nicht „durch“

Die Eurozone liegt mit 2,0 % (Juli) exakt am EZB-Ziel. Deutschland bestätigt denselben Wert. Solange vor allem Dienstleistungen vergleichsweise kräftig steigen, bleibt die EZB vorsichtig. Heißt: Kein Automatismus für mehrere schnelle Senkungen. European CommissionStatistisches Bundesamt

2) Kapitalmarkt – der eigentliche Taktgeber

Die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe ist so etwas wie der Takt für langfristige Baukredite. Aktuell steht sie bei rund 2,7 %. Erst wenn dieser Wert nachhaltig sinkt – etwa Richtung 2,3–2,4 % – hätten wir Rückenwind für spürbar niedrigere Hypothekenzinsen. Davon sind wir noch entfernt. Investing.com

3) USA – Rückenwind, aber mit Dämpfer

Ein US-Zinsschnitt im September dürfte die globale Stimmung verbessern. Trotzdem: Ohne europäische Bestätigung (sprich: fallende Bund-Zinsen) kommt dieser Rückenwind in deutschen Bauzinsen nur in kleinen Dosen an. Reuters

6- bis 12-Monate-Prognose: Drei Szenarien

Basisszenario (am wahrscheinlichsten): Seitwärts mit kleinen Wellen

  • EZB: Bleibt nach der Juni-Senkung vorerst still. European Central Bank

  • FED: Startet September mit dem ersten Schnitt (25 bp wahrscheinlicher als 50 bp). Reuters

  • Bund-Rendite: Bandbreite ~2,4–3,1 %; kein klarer Trend nach unten. Investing.com

  • Bauzinsen (10 Jahre): ~3,6–4,1 % bei 80 %; ~3,7–4,3 % bei 90 %; ~4,0 %+ bei 100 %. Unterm Strich: seitwärts. InterhypFinanztip+1Baufi24

Positiv für Käufer (weniger wahrscheinlich): spürbarer Rückgang

  • Überraschend schwache Daten in Europa, zusätzliche EZB-Lockerung, klare Rutschbewegung der Bund-Zinsen.

  • Dann könnten 10-jährige Bestkonditionen Richtung ~3,0 % laufen. Aber: Banken geben solche Bewegungen verzögert weiter; die breite Masse spürt es erst später.

Negativ (Risikoszenario): erneut teurer

  • Renditen steigen (z. B. wegen Politik, Verschuldung, Weltlage); Dienstleistungen bleiben preisstark → Bauzinsen über 4 % möglich, besonders bei langer Zinsbindung und wenig Eigenkapital.

Was heißt das ganz praktisch?

Für Kaufinteressierte

  • Nicht auf den „großen Fall“ wetten: Datenlage spricht nicht dafür, dass Bauzinsen in wenigen Wochen deutlich sinken. Wer Objekt + tragfähige Finanzierung findet, kann planbar abschließen – statt auf ein ungewisses Zeitfenster zu warten. Interhyp

  • Zinsbindung: 10 bis 15 Jahre bleiben der Standard. In einer Seitwärtsphase ist Planungssicherheit mehr wert als die Jagd nach dem letzten Zehntel.

Für Anschlussfinanzierer (2025/26)

  • Früh Angebote einholen und Vergleiche anstellen. Die Erfahrung zeigt: Zinsänderungen kommen versetzt in der Fläche an. Forward-Optionen prüfen – aber Kosten/Nutzen abwägen. Finanztip

  • Flexibilität verhandeln (Sondertilgung, Tilgungswechsel): In einem Umfeld ohne klaren Abwärtstrend ist Beweglichkeit wichtiger als der letzte Basispunkt.

Für 100 %-Finanzierungen

  • Rechne mit merklichen Aufschlägen gegenüber 80 %. Die Spanne +0,3 bis +0,5 Punkte ist ein guter Daumenwert – je nach Bank, Bonität, Objekt. Prüfe Alternativen (z. B. Erwerbsnebenkosten aus Eigenmitteln, kleinerer Kaufpreis, späterer Start mit mehr Erspartem). Finanztip



Häufige Irrtümer – kurz erklärt

  • „Die Notenbank senkt, also sinken auch die Bauzinsen.“
    Nicht zwingend. Bauzinsen folgen längeren Marktzinsen – und die bewegen sich unabhängig vom Leitzins. Investing.com

  • „Wenn die FED senkt, wird’s bei uns gleich billiger.“
    Indirekt ja – bessere Stimmung, mehr Appetit auf Anleihen. Aber ohne sinkende Bundes-Renditen hierzulande kommt wenig bei Baukrediten an der Kasse an. ReutersInvesting.com

  • „Bestzins aus der Werbung = mein Zinssatz.“
    Meist beziehen sich die niedrigsten Prozentangaben auf 80 % Beleihung (viel Eigenkapital) und Top-Bonität. Bei 90–100 % Finanzierung liegst du deutlich drüber. Finanztip+1

Ein Blick über den Tellerrand: Aktien, Edelmetalle & Co.

Die Aussicht auf eine FED-Lockerung hat die Aktienmärkte zuletzt gestützt; Indizes in den USA und teils weltweit kletterten auf Rekorde. Solche Phasen gehen oft mit niedrigeren Renditen bei sicheren Anleihen einher – ein möglicher Vorbote für Bauzinsen, aber noch kein Automatismus. Wall Street JournalReuters

Klartext-Fazit

  • Die EZB hat gesenkt und wartet jetzt die Daten ab.

  • Die FED dürfte im September starten – eher kleine Schritte.

  • Die langen Zinsen in Deutschland (z. B. 10-jährige Bundesanleihen) bleiben zäh – und damit auch die Baukonditionen.

Ergebnis:
Die Bauzinsen werden in nächster Zeit nicht sinken für den Privatverbraucher in Deutschland.

© 2025 BG Assets.
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